Thema
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Olympiade 2000
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Sept./Okt. 2000
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Trainer, Spieler und die Vorbereitung
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Bundestrainer Heiner Brand gab die Nominierungen für Olympia bekannt
Am 21. August gab der Handball Bundestrainer Heiner Brand während einer Pressekonferenz des Deutschen Handball Bundes (DHB) in der Nähe von Frankfurt die Namen der Spieler bekannt, die am 6. September mit nach Sydney fliegen werden. Große Überraschungen gab es jedoch nicht.
Kurzportraits von Bundestrainer Heiner Brand und Co-Trainer Bob Hanning
Seit drei Jahren ist er nun schon Trainer der Nationalmannschaft der deutschen Handball-Männer. In dieser Zeit hat Heiner Brand zusammen mit seinem Co-Trainer Bob Hanning einiges erreicht. Zusammen haben sie die DHB-Auswahl zum 5. Platz der WM 1999 und zum 3. der EM 1998 geführt. Auch der Supercup-Gewinn 1998 geht mit auf das Konto der beiden Trainer.
Der Bundestrainer
Heiner Brand, der im zarten Alter von sieben Jahren mit dem Handball beim Traditionsverein VfL Gummersbach angefangen hat, ist seit nur mehr 16 Jahren als Trainer tätig. Nach einer erfolgreichen Spielerkarriere beim VfL (6 Mal Deutscher Meister, 4 Mal DHB-Pokal-Sieger, 2 Mal Europapokalsieger, 2 Mal Europapokalsieger der Landesmeister um nur einige seiner Erfolge aufzuzählen) und über 130 Einsätzen in der Nationalmannschaft, wechselte er 1986 die Seiten und wurde Co-Trainer der Nationalmannschaft. Nach drei Jahren ging er zurück zu "seinem" Verein VfL Gummersbach und trainierte dort die Männer bis 1996. Während einer kurzen Unterbrechung von zwei Jahren (1992 - 1994) trainierte er die SG Wallau-Massenheim, kam aber wieder ins Oberbergische zurück. 1997 wurde der inzwischen 48-jährige Trainer der deutschen Nationalmannschaft.
Der Co-Trainer
Mit ihm kam 1997 auch Bob Hanning zur Nationalmannschaft. Mit seinen 32 Jahren liegt er im Alter gleich auf wie die Nationalspieler selbst auch. Trotz seines jungen Alters verfügt Hanning jedoch über eine große Erfahrung als Trainer. In der Zeit, als er beim TUSEM Essen arbeitete (1993 - 1995) wurden die Essener City-Cup-Gewinner und die Jugend wurde Deutscher Meister. In den vergangenen fünf Jahren war er Trainer des Sportring Solingen und führte sie Ende 2000 zur Meisterschaft der 2. Bundesliga Süd. Die Solinger spielen in dieser Saison in der ersten Bundesliga. Hanning auch, jedoch nicht mehr bei Solingen, sondern beim HC Wuppertal, die durch erfolgreiches Klagen ("Fall Gummersbach") nach wie vor in der ersten Bundesliga spielen.
Die Vorbereitung
In den nächsten Wochen und Monaten stehen vor allem zwei große Ereignisse auf dem Programm der beiden: die Olympischen Spiele in September. Und nicht zu vergessen: die Weltmeisterschaft im Januar 2001 in Frankreich. Von beiden Events geht ein großer Reiz - falls man von diesem Wort überhaupt sprechen kann - aus, da vor allem schon im Vorfeld die Zeichen für ein gutes Abschneiden nicht die besten sind.
Durch den ganzen Zoff im Sommer, der im Endeffekt zur Aufstockung der Liga auf 20 Vereine und somit 38 Spieltage für die Saison 2000/2001 geführt hat, wird es in jedem Fall zeitliche Probleme für die beiden Trainer geben. Eine gut strukturierte Planung für die Vorbereitung dürfte schwer werden. Bereits im Vorfeld auf Olympia zeigte sich genau das Problem. Anstatt die Spieler über die Saisonvorbereitung auf die Bundesliga vorzubereiten und dann gemeinsam mit der Nationalmannschaft ein ausgeklügeltes Programm zum Ausarbeiten gemeinsamer Taktiken nutzen zu können, absolvierten die Spieler bereits ihre ersten fünf Bundesligaspiele.
Somit war eine ausgewogene gemeinsame Vorbereitung sehr eingeschränkt. Erst nach dem fünften Spieltag traf sich die Mannschaft in einem gemeinsamen Trainingslager um schon nach wenigen Tagen bei einem Vierländerturnier gegen Frankreich, Portugal und Russland anzutreten. Erstaunlicherweise waren die Ergebnisse jedoch besser als erwartet. So schlecht sieht es also gar nicht aus. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass wir vom Verletzungspech verschont bleiben. Zerbe, Wenta, Stephan und Kretzschmar, die während der Vorbereitung geschont worden sind, sind wieder auf dem Weg der Besserung. Aber auch die "zweite Besetzung" wie ein Frank von Behren beweisen, dass sie mit Fug und Recht in der Nationalmannschaft eingesetzt sind.
Die Vorbereitung für die WM im Januar 2001 sieht ähnliche Probleme auf sich zukommen. Denn auch im Januar wird es noch Punktspiele der Liga geben. Wie sich dann die Vorbereitung anlässt, muss man abwarten.
Jedoch sollte man wohl nicht alles so schwarz sehen, denn über die vergangenen drei Jahre können die beiden Trainer eine recht gute Bilanz ziehen: Insgesamt 94 Spiele bestritt die Nationalmannschaft (davon 9 B-Länderspiele). Davon konnten die Deutschen 65 Siege, 22 Niederlagen und 7 Unentschieden verbuchen. Wie ich finde: Nicht die schlechteste Bilanz!
Was natürlich auch die Spieler zu Höchstleistungen antreiben dürfte, ist der natürliche Konkurrenzkampf untereinander. Mit Frank von Behren und Florian Kehrmann sind zwei junge Spieler im Team. Jan-Olaf Immer, der auf Abruf bereit steht ist ebenfalls jung und dynamisch. Mit einem Christian Rose, der in Zukunft auch noch zu seinen Einsätzen kommen wird, ist noch mehr beballtes Talent auf dem Weg in die Nationalmannschaft. Da werden sich die "Alten" doppelt anstrengen, um ihren Platz gegen die "Jungen" zu behaupten.
Aber die letzte Entscheidung trifft nach wie vor der Bundestrainer. Dem fallen die Entscheidungen aber auch nicht immer leicht. Über den 15-köpfigen Kader hat er sich lange Gedanken gemacht und eine Entscheidung getroffen, die ihm bis zum Schluss nicht leichtgefallen ist. Der Entschluss, alle Positionen doppelt zu besetzen, zog leider auch die Tatsache nach sich, dass nur zwei Torhüter mit nach Sydney kommen. Jan Holpert war klar, so musste sich Brand zwischen Henning Fritz und Christian Ramota entscheiden. Ramota wird - wie Immel - auf Abruf in Deutschland bleiben. Die Tatsache, dass Ramota sich nach der Entscheidung den Frust von der Seele gespielt hat, macht es für Brand nicht leichter. Sein Kommentar nach der Bekanntgabe des Kaders: "Ramota tut mir leid!" Die Entscheidungen für und gegen Spieler sind eine der nicht so schönen Aufgaben eines Trainers.
"Wir sind gut vorbereitet!"
Heiner Brand wurde kürzlich zur Vorbereitung der Nationalmannschaft befragt. Er antwortete lachend: "Wir sind gut vorbereitet!". Ein wenig Sarkasmus steckt wohl in uns allen!
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